Naturwissenschaftliche Vereinigung Hagen e.V.

Eckeseyer Str. 160 / 58089 Hagen

51°22'48,61"N 007°27'12,44"E

×
☰ Menü

Pariser Becken

Die Fossilien von Villiers-St.-Frédéric (VSF).

Der Ort VSF liegt im westlichen Pariser Becken (Bassin de Paris) und zwar noch westlich von Versailles und St.-Cyr-l’Ecole. Die eigentliche F u n d s t e l l e (48°49'52.7''N 1°52'47.1''E) liegt wenige km NW von VSF, wird von einer Bahnlinie durchschnitten und überspannt von einer etwas südlich verlaufenden Hochspannungsleitung, deren Mast eine gute weithin sichtbare Orientierung bietet. Etwas westlich der Fundstelle verläuft in ca. 100-200m Abstand parallel zur Bahnlinie eine Straße, die D191. Von dieser Straße aus war die Fundstelle in den 90er Jahren leicht zu erreichen.

Bei Grabungen an tieferen Stellen oder an höheren Böschungen besteht Lebensgefahr , da die Schichten weitgehend aus lockeren Sanden bestehen und ohne Vorwarnung zusammenbrechen.

In geringer Entfernung (ca. 3-4km SE) liegt die in der älteren Literatur (z.B. bei Deshayes) häufig aufgeführte Fundstelle Grignon, die praktisch die gleichen Schichten und Fossilien erschließt und geliefert hat wie VSF.

Deshayes hat sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts bemüht, alle Fossilien des Pariser Beckens fundortspezifisch zu erfassen, an Hand extrem naturgetreuer Zeichnungen zu beschreiben und, u.a. auf Basis der Werke von Linné, nach Körperbaumerkmalen einzuteilen und zu benennen. Das Verdienst von Cossmann besteht darin, mit den neuen, zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestehenden, gesicherten Kenntnissen über Vorkommen, Zeitalter, Klassifizierung etc. die von Deshayes beschriebenen Arten ggf. umzubenennen, ggf. zu streichen, ggf. neu einzuteilen und den mittlerweile bekannten geologischen Schichten des Eozäns zuzuordnen. Hierbei ist zu beachten, dass Cossmann nur die zum Eozän gehörenden Arten von Gastropoden (Gastéropoden) aufführt und an Hand von Bildern bearbeitet, die allerdings von schlechter Qualität sind aber dem damaligen Stand der Fotografie entsprechen. Jede Art ist nummeriert, wobei die Nummernfolge der damals bekannten Klassifizierung angepasst ist. Die Angabe der Familienzugehörigkeit ist den Katalogen nicht zu entnehmen.

Die von Cossmann für die Gastropoden geprägten Bezeichnungen und Nummern haben kaum etwas von ihrer Aktualität verloren und werden bis heute in vielen Sammlungen als Ordnungsprinzip für Gastropoden des Eozäns des Pariser Beckens gebraucht.

1947 ergänzte Furon das Werk von Cossmann zwar um die anderen im Pariser Becken gefundenen Fossilien, präzisierte und ergänzte die auf den Fundstellen vorkommenden Schichten, behielt aber die von Cossmann eingeführten Nummmern für Gastropoden wegen ihrer weiten Verbreitung und Vollständigkeit bei. Desweiteren teilte er die aufgeführten Fossilien in Familien auf, die ihre grundsätzliche Bedeutung bis weit in die 90er Jahre (abgesehen von einigen Umbenennungen und Neueinteilungen) beibehielten.

Erst die mit der Erforschung der Genetik und der Einführung von Chlades verbundenen Umwälzungen machen eine neue Klassifizierung erforderlich, die aber weniger die Artnamen und ihre Familien betrifft als vielmehr die Anzahl der Arten und die übergeordnete Einteilung der Familien. Begriffe wie „Ordnung“ und „Klasse“ verlieren dabei ihre Bedeutung und werden durch eine Aufteilung auf Chlades ersetzt.

In der vorliegende Arbeit werden die Artnummern von Cossmann und die von Furon aufgeführten Familienbezeichnungen beibehalten und bei Zeiten eine entsprechende Vergleichstabelle mit den ggf. neuen Bezeichnungen und Einteilungen geliefert.

Aufgeschlossen sind in VSF die zum oberen mittleren Eozän (Éocène) gehörenden Schichten des Lutetiums (Lutétien) 3 und 4, wobei das Lutetium 4 fast an der Oberfläche liegt und das Lutetium 3 um ca. 2m überlagert. Nur rudimentär vorhanden ist auf dieser Fundstelle das über dem Lutetium liegende Barthonium (Barthonien), das aber in der weiteren Nachbarschaft durchaus vorkommt.

Die Ablagerungen in VSF stellen die Reste eines Korallenriffes dar, das sich während der eisfreien Periode im Eozän im damals tropischen Atlantik gebildet hat. Während im Bereich von VSF bis zum Zentralmassiv lagunenartige Verhältnisse mit geringeren Wassertiefen vorlagen, war das heutige Pariser Becken bis weit im Norden (Beauvais) und Osten (Daméry) mit Wassertiefen auch von bis zu 70m überdeckt. Obwohl der in geologischen Zeiten gemessene Abstand zum großen Artensterben (Ende der Kreidezeit) sehr gering ist, entwickelte sich bis zum Lutetium des Eozäns in einem Zeitraum von ca. 20-30 Mio.Jahren ein erstaunlicher Reichtum an Gastropodenarten, der durchaus an die Gegebenheiten in heutigen tropischen Korallenriffen erinnert. Wenn auch nur unvollkommen, soll die vorliegende, beizeiten fortgesetzte Arbeit versuchen, dieses unwahrscheinliche Wirken der Evolution zu dokumentieren.

Link zu den Fotos der Fundstücke (Gastropoden) aus dem Pariser Becken

Der Teil 1 der Dokumentation beinhaltet außer einer näheren Beschreibung der Fundstelle
Fotos der 24 Schnecken aus dem Link des Pariser Beckens.

Der Teil 2 der Dokumentation zeigt weitere 25 Schnecken und 3 Schnecken im Fundzustand.

Hier der Teil 1 der Dokumentation des "Pariser Becken" zum Ansehen und Herunterladen: pdf-Aufruf

Hier der Teil 2 der Dokumentation des "Pariser Becken" zum Ansehen und Herunterladen: pdf-Aufruf

Zurück